Samstag, 31. Mai 2014

Dankbarkeit - und was sie mit mir macht

Eine der schönsten Übungen, die ich bei Rock Your Life! kennengelernt habe, nennt sich: Dankbarkeitsübung. Das Schöne daran: Man darf auch Scheitern. Erst hat das alles gar nicht so geklappt, wie ich es mir vorgstellt habe, aber nun bin ich größter Fan der Übung.

Was ist die Dankbarkeits-Übung?

Es ist ganz simpel: Man macht die Übung täglich mit einem Partner. Die zwei Personen teilen sich einfach ein Mal am Tag mit, wofür sie heute dankbar sind. Drei positive Dinge, für die man dankbar ist, zum Beispiel der Rhabarberkuchen am Nachmittag, der Anruf der Großmutter oder dass man die U-Bahn noch erwischt hat. Wer mag, kann dann auch noch drei Sachen hinzufügen, die an diesem Tag nicht so geklappt haben, für die man aber trotzdem dankbar ist. Zum Beispiel: Der klärende Streit mit dem Mitbewohner, die verpasste U-Bahn, durch die man mal fünf Minuten sitzen konnte, die Kürze des sonnigen Sonntags. Wichtig ist, dass man die Dinge, für die der andere dankbar ist, nicht kommentiert und man seine eigenen Themen auch nicht erklären muss. Man soll sich einfach nur daran gewöhnen sie regelmäßig aufzuschreiben. 
Es klingt so banal, und doch hat es meinen Blick auf mein ganzes Leben geändert mir jeden Tag zu überlegen, wofür ich dankbar bin. Plötzlich habe ich mich mitten im stressigen Alltag erwischt, wie ich darüber nachdachte: Was könnte ich heute Abend schreiben, wofür will ich dankbar gewesen sein?

Die Challenge bei Rock Your Life!

Nun zum Scheitern: Meine Mentee Marie hatte auf die Dankbarkeitsübung wohl einfach keinen Bock. Ich habe ihr, nachdem wir die Aufgabe erhalten hatten, eine Woche lang jeden Tag meine drei Tops und drei Flops des Tages geschickt, für die ich dankbar bin. Keine Antwort. Dann habe ich sie gefragt, wofür sie dankbar ist. Keine Antwort. Dann habe ich ihr die Aufgabe nochmal erklärt. Keine Antwort. 

Nach einer Woche gab ich es auf und schrieb ihr wieder normale Nachrichten. Fragte, wie es ihr gehe, was sie so mache. Und da antwortete Marie auch wieder. Sie hatte ihre eigene Art gefunden mir mit zu teilen, dass die Übung nicht so ihr Fall sei. Okay.

Zweite Chance zum Dankbarsein: Trainerausbildung

Doch ich bekam noch eine Gelegenheit die Übung auszuprobieren. Als Teil der RYL!  Trainerausbildung sollten wir die Übung mit einem anderen Traineranwärter ausprobieren. Per Losverfahren wurde ich der wunderbaren Sabine aus Berlin* (auch dieser Name geändert) zugeteilt. Wir entschieden uns, uns die Nachrichten per Mail zu schicken und vereinbarten, die Übung für sechs Wochen durchzuhalten. Es sollte wunderbar werden. 

Die kleine Nachricht von Sabine jeden Abend hat mir manches Mal die Stimmung gerettet. Mal schrieben wir uns ganz alltägliche Dinge, mal ganz persönliche. Hier meine persönliche Lieblingsliste, wofür wir beide in den letzten Monaten mal dankbar waren: 

Heute bin ich dankbar, ...

... dass die Sonne so schön schien
... dass ich einfach auf der Couch liegen kann
... für drei dicke Kinder Maxi Riegel, Yeah
... für meine Gesundheit
... für Teil Zwei von Tribute von Panel

... manchmal stundenlang nicht zu wissen, wie viel Uhr es ist. Immerhin.
... meine Sprachlosigkeit
... dass ich heute schon von alleine drauf gekommen bin dir eine Dankbarkeitsnachricht zu schicken
... für den Satz: Die Sonne wirft scheinbar keine Schatten

... dass ich in einem Teil der Welt geboren bin und lebe, in dem ich so viele Chancen und Freiheit und Sicherheiten habe
... für eine vielversprechende Stellenanzeige
... für den Blick auf die Wasseroberfläche von unten


... dafür, mit jemandem so still sein können, dass man hört wie die Ampel von Rot auf Grün umspringt
...für den Satz: Es ist besser allein zu leben, als in einer Beziehung, in der man einsam ist
... mein altes Pflegepferd Kjuska
... für Beverly Hills 90210
... für die Aufregung vor dem morgigen Vorstellungsgespräch

... für miese Stimmung und den Gedanken, dass ich sowieso nie einen Job finden werde
... dass mein Freund mir sagt, dass er mich bewundert, weil ich einfach nicht aufgebe
... Im Park übernachtet zu haben
... dass ich gestern die Dankbarkeitsübung machen wollte und dann einfach eingeschlafen bin

Ich könnte endlos so weitermachen. Die Übung war wunderschön. Manchmal muss man sich zwingen, aber es lohnt sich immer. Selbst wenn ich jetzt noch diese Liste lese, freue ich mich unfassbar. Dankbarkeit macht glücklich. Und wer einmal anfängt, darüber nach zu denken, will gar nicht aufhören. Man muss es nur mal ausprobieren!

Für Dankbarkeits-Übungen gibt es inzwischen auch eine App, nennt sich Gratitude


PS: Nach dem Ende der sechs Wochen haben Sabine und ich einfach weitergemacht mit der Übung, wir schreiben uns jetzt zwar nicht mehr täglich, aber dafür umso dankbarer.






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