Montag, 30. Juni 2014

Ersatz-Schwestern

Heute mal ein Lesetipp aus der FAZ. Ein wunderbares Portrait eines RYL!-Tandems, das mir gute Laune gemacht hat. Auch wenn gerade vergangene Woche die geplante Sommeraktivität der Münchner Studenten mit ihren Mentees geplatz ist - bei Regen ist Klettergarten nicht so gut - freue ich mich schon auf die nächste Gelegenheit meine Mentee Marie zu treffen. Denn: "Allein vor sich hin leben kann jeder."

Montag, 23. Juni 2014

Top 10 - meine Glücksmomente im Mentoring

Kurzer Post, um einfach mal auf zu listen, welche zehn Sachen bisher im Mentoring zwischen Marie und mir super geklappt haben oder einfach sehr schön waren



  1. Der Moment als Marie nach dem Matching sagte: "Ich wollte dich von Anfang an haben!"
  2. Zusammen in die Stadtbücherei gehen und vorm Krimiregal stehen und kichern
  3. An Maries erstem Tag ihres Praktikums frühmorgens zusammen mit ihr in der U-Bahn zu dem Hotel zu fahren, bei dem sie die nächste Woche arbeiten sollte. Sie war so süß aufgeregt...
  4. Ihre Bitte sich für die gemeinsame Fahrt zum Praktikumsbeginn doch noch eine Viertelstunde früher zu treffen, um auf jeden Fall pünktlich zu sein. Puh, okay, dann um 6:20 Uhr...
  5. An der Isar zu sitzen und sie zu motivieren bei einem Praktikumsbetrieb anzurufen, nachdem sie vorher eine Nachricht geschrieben hatte: "Würdest du vielleicht mal mit mir in ein Hotel gehen und fragen, ob ich dort ein Praktikum machen kann?"
  6. Maries Antwort auf die Frage, welches Leben sie gern leben würde: Jenniger Lopez'!
  7. Zusammen Kakaotrinken, Eisessen, Schminktipps austauschen
  8. Mit Marie in meinem kleinen Journalistenbüro sitzen, gemeinsam ihren Lebenslauf überarbeiten und sehen, wie gut sie sich mit meinem lieben Kollegen versteht
  9. Kickerspielen, im Team gewinnen und High-Five-einschlagen
  10. Marie in ihrem Jugendtreff zu besuchen und stolz von der Mitarbeiterin hören, dass Marie hier die  Zuverlässigste ist und deswegen im Getränkeverkauf arbeitet
  11. Zusammen zum Hip Hop Tanztraining gehen und darüber lachen, dass wir beide die Ballettmädchen doof fanden...

Hoppla.. sind ja doch schon 11 geworden. Wie schön.



Donnerstag, 12. Juni 2014

Ein Ergebnis größer als Null

Warum es dazu gehört, machmal alles hinschmeißen zu wollen

Ganz ehrlich: Manchmal würde ich am liebsten davon laufen. Mir macht zwar alles, was ich bei Rock Your Life! lerne, riesigen Spaß, ich genieße die Zeit und die Möglichkeiten, aber manchmal, wenn gar nichts klappt... Deshalb schreibe ich hier auch wie es sich anfühlt, wenn im Mentoring die Dinge anders laufen, als geplant.

In den letzten Monaten kam es manchmal vor, dass meine Mentee Marie und ich es oft über Wochen nicht geschafft haben uns zu treffen. Oft habe ich das als persönliche Niederlage verbucht. Ich dachte: Oh mann, keine Antwort, sie geht nicht ans Telefon, ich bin eine schlechte Mentorin... Lauter fiese Kleinmach-Gedanken. Erst im Gespräch mit anderen Mentoren habe ich gemerkt: Allen geht es so. Jeder konnte eine Situation erzählen, in der er am liebsten hingeschmissen hätte.

Versetzt, vergessen, verzweifelt

Bei mir war das vor ein paar Wochen, als das dritte gemeinsame Seminar mit Marie anstand. Wir hatten den Termin lange vorher abgesprochen, wollten gemeinsam hingehen. Marie schrieb: "Hallo Jessica okay gut danke dass du mich nochmal dran erinnert hast". Ich dachte mir in dem Moment: "Cool, wir haben jetzt echt einen guten Zugang zueinander gefunden, das Seminar am Samstag wird sicher super." Für das Wochenendseminar mit Marie hatte ich einige berufliche Termine ziemlich hin und her geschoben. Die Woche davor hatte ich in Berlin zu tun und sagte meinem dortigen Auftraggeber: Ihr müsst mir für Freitagabend einen Flug zurück buchen, ich habe einen echt wichtigen Termin am Samstag. Da will ich zuverlässig sein!

Es kam alles anders. Ich sitze Freitagabend müde im Flieger und schicke eine letzte Whatsapp-Nachricht an Marie, um sie zu erinnern. Und sie schreibt plötzlich: "Hallo leider kann ich morgen nicht kommen". Sie habe eine Vorbereitungstreffen zu ihrer Firmung, ihr Mama wolle, dass sie da hin gehe. Boargh. Nee, jetzt? Echt? Ich kann es nicht fassen. Schreibe ihr, dass sie bitte bitte kommen soll. Am nächsten Morgen stehe ich am Treffpunkt und warte vergeblich.

Ich lerne Geduld. Es lohnt sich. 

Bei diesem Rock Your Life! Seminar war ich also eine der Mentorinnen, die ohne Schülerin da saß. Okay. Die Partnerübung habe ich dann mit einem anderen Studenten gemacht, der auch schülerlos war. Wir mussten lachen. Was soll's? Man gibt sich Mühe, man versucht es. Und letztlich lernt man was draus: Die Dinge laufen nicht immer so, wie ich sie plane. Ist auch okay.

Natürlich war ich wütend auf meine Mentee Marie. Sie entschuldigte sich, es tat ihr wirklich leid. Zu einem neuenTreffen kam es trotzdem lange nicht. Ich merkte, wie sehr sie als 15-Jährige schon in Pflichten und Verbindlichkeiten eingebunden ist: Auf die Geschwister aufpassen, mithelfen die Wohnung zu renovieren, Hausaufgaben, Wegfahren mit den Eltern. Wir schafften es einfach nicht einen gemeinsamen Termin zu finden. Wir gingen nicht zum Flohmarkt, wir trafen uns nicht nach ihrem Praktikum, wir gingen nicht ins Kino.

Ich hatte mir immer vorgenommen, keinen Druck auf meine Schülerin zu aus zu üben. Ich wollte nicht noch ein weiterer Mensch im Leben dieser Jugendlichen sein, der sie stresst und nervt. Aber jetzt musste ich die Gretchenfrage stellen. Wollte wissen, wie sie es hält mit unserem Tandem, ob es weitergehen soll.

Ein kleines "Hallo ja" kann alles ändern

Also schrieb ich: "Hallo Marie, hast du noch Lust dich mit mir zu treffen"
Die Antwort kam promt: "Hallo ja"

Und damit habe ich Frieden geschlossen. Ja, Marie will dieses Mentoringprogramm mit mir machen. Ja, manchmal finde ich es enttäuschend, dass es nicht einfacher klappt. Ja, das ist in Ordnung.

Ich musste schließlich an den den sehr hilfreichen Kommentar eines Mentoren-Kollegen beim letzten Seminar denken. Er sagte mir: Jessica, du kannst auch mal an deinen Erwartungen arbeiten. Schraub die mal runter. Du musst nicht den Bewerbungs-Coach spielen und auch nicht den Lebensretter. Wenn ihr euch ab und zu trefft, ist das schon gut. Wenn ihr zusammen Eisessen geht, ist das cool. Wenn ihr euch nach Monaten immer noch schreibt und euch gerne trefft, dann hast du schon einen Wirkung erzielt. Die Wirkung ist größer als Null. Egal, wie gering dir selber der Effekt auf das Leben eines anderen erscheinen mag - er ist da. Du machst schon einen Unterschied. Mach einfach weiter.