Mittwoch, 21. Mai 2014

Vitamin M - Zehn Tipps für gutes Mentoring

Wer bei einem Mentoringprogramm mitmacht, lernt Netzwerke zu knüpfen und kann beruflich vorankommen. Aber wie macht es richtig? In meiner Zeit als Redaketuerin bei Cosmopolitan habe ich fünf erfolgreiche Frauen gefragt, was ein gutes Tandem ausmacht.

Fünf Tipps, wie man als Mentee das Beste aus der Partnerschaft holt

1.)   Initiative ergreifen

Die Mentee ist der Motor der Beziehung, sie ist die treibende Kraft. Kontaktieren Sie also Ihre Mentorin von sich aus. „Die größte Hürde ist der Erstkontakt“, weiß die Politikwissenschaftlerin Katrin Hofmann, 25, die an einem Mentorenprogramm der Friedrich-Ebert-Stiftung teilgenommen hat. Durch ein Praktikum kannte sie ihren Mentor, einen Landtagsabgeordneten, schon im Vorfeld. „Das hat vieles einfacher gemacht“, so Hofmann. Wer mit einem Unbekannten „gematcht“ wird, sollte umso mehr in die Offensive gehen. Warten Sie nicht darauf berieselt zu werden.

2.)   Ziele vereinbaren

Ein gutes Tandem hat ein genau definiertes Ziel, das in einem festgelegten Zeitraum erreicht werden soll. So hat es auch Fee Steinhoff gemacht, die als Telekom-Teamleiterin in der Marktforschung zugleich Mentorin für weibliche Führungskräfte ist. „Ich habe mit meiner Mentee Strategien ausgearbeitet, wie sie den Chef in ihrem Betrieb überzeugen kann, mehr Mitarbeiter einzustellen. Beim unserem nächsten Treffen sechs Wochen später haben wir dann überprüft, wie erfolgreich sie war.“

3.)   Gut vorbereitet sein

„Eine Mentee muss wissen, was sie will“, sagt Christine Freifrau von Münchhausen, 45, die als Unternehmensberaterin und Wirtschaftsmediatorin jungen Firmengründerinnen hilft. „Die Themen, die die Mentee besprechen möchte, sollten im Vorfeld geklärt sein.“ Dazu gehört eine gute Vorbereitung: Eine Mentee sollte ihre Meilensteine der vergangenen Monate schriftlich fixieren und sich auch über die aktuelle Geschäftsentwicklung der Firma ihres Mentors informieren. So haben Sie stets ein Gesprächsthema parat.

4.)   Schatten spielen

Eine gute Gelegenheit die Arbeitswelt der Mentorin kennenzulernen ist das so genannte Shadowing. Telekom-Teamleiterin Fee Steinhoff hat es ausprobiert: „Meine Mentee hat mich einen Tag lang wie ein Schatten bei typischen Terminen wie Jahresgesprächen oder Konferenzen begleitet. Ich habe ihr vorher erklärt, was dabei für mich die Herausforderungen sind, dann haben wir den Tag gemeinsam ausgewertet.“

5.)   Kontakt pflegen:

„Meine Mentorin wird mich so schnell nicht wieder los“, sagt die 28-jährige Catharina van Delden, die beim Gründerinnen-Mentoring der Hypovereinsbank mitgemacht hat. „Wenn man einen Draht zueinander gefunden hat, sollte man das erhalten.“ Haben Sie keine Scheu, ehemaligen Mentoren von Ihren Karriereschritten und Projekten zu berichten. „Ein früherer Mentor aus Studienzeiten ist inzwischen ein sehr guter Geschäftsfreund von mir“, erzählt van Delden.

Fünf Tipps, wie man eine gute Mentorin wird

1.) Zeit und Ressourcen einteilen

Zu wenig Zeit, um eine gute Mentorin zu sein? Keine Sorge. Ständig verfügbar zu sein, ist nicht das Wichtigste für Mentees, wie beispielsweise für Catharina van Delden. „Wenn ich mir einen Mentor wünsche, der viel Erfahrung und ein großes Netzwerk mitbringt, ist klar, dass er nicht ständig mit mir Kaffee trinken kann“, sagt sie. Ihr komme es mehr darauf an, in Krisensituationen eine Anlaufstelle zu haben. Am besten sollte eine Mentorin zu Beginn klar den Rhythmus vorgeben, beispielsweise ein Treffen alle sechs Wochen.

2.) Netzwerke knüpfen

Eine Mentorin kann ein Türöffner sein. Sie sollte ihre Mentee in ihr Netzwerk mit einbeziehen und überlegen, wer ihr noch weiterhelfen könnte. Die Politikwissenschaftlerin Kathrin Hofmann profitierte zum Beispiel von den Verbindungen des Landtagsabgeordneten, der ihr zur Seite stand: „Ich habe gezielt Kontakte in die Politik gesucht, weil ich später gerne bei einer Stiftung arbeiten möchte“, so die 25-Jährige. Ihr Adressbuch zu öffnen, kann aber auch für die Mentorin sinnvoll sein: Sie bleibt Teil eines Netzwerks und lernt die möglichen Kolleginnen von morgen schon heute kennen.

3.) Erfahrung weitergeben

Geben Sie Ihrer Mentee einen Überblick, welche Spezialgebiete Sie haben. Ermuntern Sie sie aber auch, nicht nur Fachfragen zu stellen. Die Frankfurter Rechtsanwältin Denise Bauer, 29, hat als Mentee beim Onlinestipendium e-fellows ihren heutigen Chef als Mentor kennengelernt und glaubt, dass Tandems vor allem vom persönlichen Austausch profitieren. „Ich konnte meinen Mentor alles fragen: Soll ich ins Ausland gehen? Promovieren? Aber auch Persönliches: Wie werde ich von außen wahrgenommen?“

4.) Geheimnisse hüten

Mentoring-Gespräche können sehr vertraulich werden. Denise Bauer hat erlebt, dass Mentees sich in kritischen Situation an sie wandten. „Eine gute Mentorin muss dann Geheimnisse hüten können. Sie muss für sich behalten können, wenn ihre Mentee zum Beispiel zweifelt, ob sie sich im gleichen Unternehmen bewerben soll“, so Bauer. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Mentees sich öffnen. Trauen Sie sich heikle Themen offen anzusprechen.

5.) Erlebnisse reflektieren

Mentoring ist keine Einbahnstraße, auch Mentorinnen profitieren von der Partnerschaft. Wenn sie sich darauf einlassen, ihre eigenen Karriere-Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. „Als Mentorin ziehe ich viel Nutzen daraus, dass man sich die Zeit einräumen muss, um die eigene Arbeit zu reflektieren und nicht nur im operativen Geschäft untergeht“, sagt Telekom-Teamleiterin Fee Steinhoff. Außerdem solle eine Mentorin Raum lassen für individuelle Entscheidungen und den eigenen Lebensweg nicht zum Ideal verklären.

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