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Donnerstag, 22. Mai 2014

Marie und ich - Der Start unserer Mentoring-Beziehung

Das schönste Kompliment gab es gleich zu Beginn: "Ich freue mich auch, ich wollte dich von Anfang an haben!" Diese Worte schrieb Marie mir, nachdem wir im September 2013 an ihrer Hauptschule in Großhadern miteinander in Kontakt gebracht worden waren. Bis es so weit war, musste ich mich jedoch erstmal bei Rock Your Life! bewerben

Meine Bewerbung

Richtig gehört, um sich ehrenamtlich engagieren zu können, muss man sich bei Rock Your Life! erstmal richtig anstrengen: Ein Motivationsschreiben, Lebenslauf und persönliches Interview. Dass die Hürden so hoch waren, schreckte mich nicht ab - im Gegenteil: es motivierte mich. Ich dachte mir: Wenn die sich solche Mühe geben gute Mentoren unter den Studenten zu finden, dann meinen die es wohl richtig ernst. Im Gespräch wurde ich dann zum Beispiel gefragt "Wie würdest du reagieren, wenn dein Schüler oder deine Schülerin dich fragt, ob du schon mal gekifft hast?" oder "Was würdest du sagen, wenn dein Schüler oder deine Schülerin eine homophobe Äußerung fallen lässt?". Ich kam ein bisschen ins Stocken, antwortete aber ehrlich, dass ich nicht lügen würde, nach Gründen fragen würde und machte Vorschläge, wie ein solches Gespräch aussehen könnte. Schon allein bei diesem ersten Interview hatte ich die Gelegenheit einige meiner vorgefertigten Urteile zu überprüfen. Eine Erfahrung, die ich auf der Münchner Praterinsel, wo die Rock Your Life! Räume mitten in der Isar liegen, noch öfter machen sollte.

Meine Welt - deine Welt 

An dem Tag, als ich meine Schülerin treffen sollte, merkte ich erstmal wieder: Schule ist echt ätzend, wenn man kein Frühaufsteher ist. Als freie Journalistin beginnt mein Arbeitstag normalerweise gegen 10 Uhr. Zum Matching rücken wir alle schon früh am Morgen an. Keiner der Mentoren war begeistert. Als ich das erste Mal in Großhadern aus der U-Bahn stieg bemerkte ich gleich schon wieder, wie bei mir die Voruteilslämpchen aufleuchteten: Trister Beton, ein liebloses Einlaufszentrum, und die Schule fern ab von allem. In so einem Münchner Viertel bin ich sonst nie unterwegs. Gedanklich schrieb ich mir auf die Liste, nicht immer so verdammt voreingenommen zu sein und die Stadt, in der ich wohne, auch mal außerdem der durchgentrifizierten Idylleviertel zu erkunden. Der beste Weg dazu? Eine junge Hauptschülerin als Mentoringpartnerin finden, die mir ihren Kiez zeigt. 

Das Matching 
Und wie kamen wir nun zuzsammen? Im Klassenzimmer setzten wir uns dann in einen Kreis, innen die Schüler, außen die zukünftigen Mentoren. Eine Art Speeddating, damit die Schüler uns Mentoren besser kennenlernen könnten. Wir erzählten im Zwei-Minuten-Takt von unseren Hobbies (bei mir: Motorradfahren, Wandern, Lesen, Tanzen, Reisen...) und erklärten, wie wir uns die Zeit bei Rock Your Life! vorstellten. Zack, bumm. Dann durften die Schüler ihre Wunschkandidaten auf einen Zettel schreiben. Ein bisschen habe ich mich dabei wirklich gefühlt, wie auf einem Heiratsmarkt. Und war froh, als wir einander vorgestellt wurden.  


Die ersten Schritte 

Marie und ich wurden so zum Tandem. Wir tauschten Handynummern aus und vereinbarten ein erstes gemeinsames Treffen. Dass ich Marie in den nächsten Monaten niemals telefonisch, sondern immer nur per Whats App erreichen würde, ahnte ich da noch nicht. Mit einer Art Vertrag besiegelten wir den Start unserer Mentoring-Beziehung. Und setzten schließlich beide unsere Unterschrift darunter - jetzt gab es kein Zurück mehr.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Vitamin M - Zehn Tipps für gutes Mentoring

Wer bei einem Mentoringprogramm mitmacht, lernt Netzwerke zu knüpfen und kann beruflich vorankommen. Aber wie macht es richtig? In meiner Zeit als Redaketuerin bei Cosmopolitan habe ich fünf erfolgreiche Frauen gefragt, was ein gutes Tandem ausmacht.

Fünf Tipps, wie man als Mentee das Beste aus der Partnerschaft holt

1.)   Initiative ergreifen

Die Mentee ist der Motor der Beziehung, sie ist die treibende Kraft. Kontaktieren Sie also Ihre Mentorin von sich aus. „Die größte Hürde ist der Erstkontakt“, weiß die Politikwissenschaftlerin Katrin Hofmann, 25, die an einem Mentorenprogramm der Friedrich-Ebert-Stiftung teilgenommen hat. Durch ein Praktikum kannte sie ihren Mentor, einen Landtagsabgeordneten, schon im Vorfeld. „Das hat vieles einfacher gemacht“, so Hofmann. Wer mit einem Unbekannten „gematcht“ wird, sollte umso mehr in die Offensive gehen. Warten Sie nicht darauf berieselt zu werden.

2.)   Ziele vereinbaren

Ein gutes Tandem hat ein genau definiertes Ziel, das in einem festgelegten Zeitraum erreicht werden soll. So hat es auch Fee Steinhoff gemacht, die als Telekom-Teamleiterin in der Marktforschung zugleich Mentorin für weibliche Führungskräfte ist. „Ich habe mit meiner Mentee Strategien ausgearbeitet, wie sie den Chef in ihrem Betrieb überzeugen kann, mehr Mitarbeiter einzustellen. Beim unserem nächsten Treffen sechs Wochen später haben wir dann überprüft, wie erfolgreich sie war.“

3.)   Gut vorbereitet sein

„Eine Mentee muss wissen, was sie will“, sagt Christine Freifrau von Münchhausen, 45, die als Unternehmensberaterin und Wirtschaftsmediatorin jungen Firmengründerinnen hilft. „Die Themen, die die Mentee besprechen möchte, sollten im Vorfeld geklärt sein.“ Dazu gehört eine gute Vorbereitung: Eine Mentee sollte ihre Meilensteine der vergangenen Monate schriftlich fixieren und sich auch über die aktuelle Geschäftsentwicklung der Firma ihres Mentors informieren. So haben Sie stets ein Gesprächsthema parat.

4.)   Schatten spielen

Eine gute Gelegenheit die Arbeitswelt der Mentorin kennenzulernen ist das so genannte Shadowing. Telekom-Teamleiterin Fee Steinhoff hat es ausprobiert: „Meine Mentee hat mich einen Tag lang wie ein Schatten bei typischen Terminen wie Jahresgesprächen oder Konferenzen begleitet. Ich habe ihr vorher erklärt, was dabei für mich die Herausforderungen sind, dann haben wir den Tag gemeinsam ausgewertet.“

5.)   Kontakt pflegen:

„Meine Mentorin wird mich so schnell nicht wieder los“, sagt die 28-jährige Catharina van Delden, die beim Gründerinnen-Mentoring der Hypovereinsbank mitgemacht hat. „Wenn man einen Draht zueinander gefunden hat, sollte man das erhalten.“ Haben Sie keine Scheu, ehemaligen Mentoren von Ihren Karriereschritten und Projekten zu berichten. „Ein früherer Mentor aus Studienzeiten ist inzwischen ein sehr guter Geschäftsfreund von mir“, erzählt van Delden.

Fünf Tipps, wie man eine gute Mentorin wird

1.) Zeit und Ressourcen einteilen

Zu wenig Zeit, um eine gute Mentorin zu sein? Keine Sorge. Ständig verfügbar zu sein, ist nicht das Wichtigste für Mentees, wie beispielsweise für Catharina van Delden. „Wenn ich mir einen Mentor wünsche, der viel Erfahrung und ein großes Netzwerk mitbringt, ist klar, dass er nicht ständig mit mir Kaffee trinken kann“, sagt sie. Ihr komme es mehr darauf an, in Krisensituationen eine Anlaufstelle zu haben. Am besten sollte eine Mentorin zu Beginn klar den Rhythmus vorgeben, beispielsweise ein Treffen alle sechs Wochen.

2.) Netzwerke knüpfen

Eine Mentorin kann ein Türöffner sein. Sie sollte ihre Mentee in ihr Netzwerk mit einbeziehen und überlegen, wer ihr noch weiterhelfen könnte. Die Politikwissenschaftlerin Kathrin Hofmann profitierte zum Beispiel von den Verbindungen des Landtagsabgeordneten, der ihr zur Seite stand: „Ich habe gezielt Kontakte in die Politik gesucht, weil ich später gerne bei einer Stiftung arbeiten möchte“, so die 25-Jährige. Ihr Adressbuch zu öffnen, kann aber auch für die Mentorin sinnvoll sein: Sie bleibt Teil eines Netzwerks und lernt die möglichen Kolleginnen von morgen schon heute kennen.

3.) Erfahrung weitergeben

Geben Sie Ihrer Mentee einen Überblick, welche Spezialgebiete Sie haben. Ermuntern Sie sie aber auch, nicht nur Fachfragen zu stellen. Die Frankfurter Rechtsanwältin Denise Bauer, 29, hat als Mentee beim Onlinestipendium e-fellows ihren heutigen Chef als Mentor kennengelernt und glaubt, dass Tandems vor allem vom persönlichen Austausch profitieren. „Ich konnte meinen Mentor alles fragen: Soll ich ins Ausland gehen? Promovieren? Aber auch Persönliches: Wie werde ich von außen wahrgenommen?“

4.) Geheimnisse hüten

Mentoring-Gespräche können sehr vertraulich werden. Denise Bauer hat erlebt, dass Mentees sich in kritischen Situation an sie wandten. „Eine gute Mentorin muss dann Geheimnisse hüten können. Sie muss für sich behalten können, wenn ihre Mentee zum Beispiel zweifelt, ob sie sich im gleichen Unternehmen bewerben soll“, so Bauer. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Mentees sich öffnen. Trauen Sie sich heikle Themen offen anzusprechen.

5.) Erlebnisse reflektieren

Mentoring ist keine Einbahnstraße, auch Mentorinnen profitieren von der Partnerschaft. Wenn sie sich darauf einlassen, ihre eigenen Karriere-Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. „Als Mentorin ziehe ich viel Nutzen daraus, dass man sich die Zeit einräumen muss, um die eigene Arbeit zu reflektieren und nicht nur im operativen Geschäft untergeht“, sagt Telekom-Teamleiterin Fee Steinhoff. Außerdem solle eine Mentorin Raum lassen für individuelle Entscheidungen und den eigenen Lebensweg nicht zum Ideal verklären.